Die Therapie besteht in manuellen Befreiungsmanövern. Dabei sind sowohl das sog. Epley-Manöver (EM) als auch das Semont-Manöver (SM) sehr wirksam.

Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPPV) ist eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. 2,4 % aller Menschen erleben irgendwann im Leben einen BPPV, der meistens auch ohne Behandlung nach einiger Zeit wieder abklingt. Die Therapie besteht in manuellen Befreiungsmanövern. Dabei sind sowohl das sog. Epley-Manöver (EM) als auch das Semont-Manöver (SM) sehr wirksam; bei korrekter Durchführung liegt die Erfolgsquote bei bis zu 95 %, meldet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Basierend auf Erkenntnissen durch biophysikalische Modelle und Computersimulationen wurde vor einigen Jahren von einer Münchener Forschergruppe das Verfahren SM-plus entwickelt, für das die exakten Drehwinkel der Bogengänge bzw. des Kopfes ermittelt wurden. Das Verfahren besteht aus einer bestimmten Abfolge von Kopfdrehungen mit Tieflagerung des Kopfes um 60°. Eine aktuelle Studie mit 253 Patient:innen verglich nun die Effekte von SM-plus mit dem Epley-Manöver. Die Proband:innen erhielten ein erstes ärztlich durchgeführtes Manöver und praktizierten dies dann nach genauer Anleitung als Selbstmanöver 9 x pro Tag zu Hause (je 3 x morgens, mittags und abends). Die Teilnehmenden dokumentierten jeden Morgen, ob sie noch einen Lagerungsschwindel hatten. Primärer Endpunkt war die Anzahl der Tage, bis an drei aufeinanderfolgenden Tagen keine Morgensymptome mehr ausgelöst werden konnten. Die mittlere Dauer bis zum primären Endpunkt betrug in der SM-plus-Gruppe 2,0±1,6 Tage und in der EM-Gruppe 3,3±3,6 Tage. Das Semont-Plus-Manöver zeigte sich als dem Epley-Manöver überlegen. Die Studie offenbarte auch, dass es nach einmaliger ärztlicher Behandlung eine hohe Rezidivquote von ca. 25 % gab, was dafür spreche, den Betroffenen ein Selbstmanöver beizubringen.


Quelle
Strupp M et al. (2023) JAMA Neurol. DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.1408